Nachdem ich nun ein Vakuum erzeugen konnte, galt es, dieses auch zu bemessen, um die Funktion der Pumpe sicherzustellen und im späteren Betrieb auch zu wissen, wann es für eine Anwendung ausreichend ist. Im Folgenden möchte ich einen sehr groben Überblick über gängige Messmethoden geben.
Eine einfache Messmethode läuft hierbei über die Wärmeleitung ab. Mit sinkendem Druck fällt auch die Wärmeleitfähigkeit des Mediums. Von einem heißen Objekt wird daher weniger Wärme abgeführt. Dieses Prinzip wird im Pirani-Vakuummeter angewendet: dort wird ein Glühdraht auf konstanter Temperatur gehalten und gemessen, welcher Strom hierfür notwendig ist. Je geringer die Wärmeleitung (und damit je niedriger der Druck), desto weniger Strom. Pirani-Sensoren funktionieren jedoch nur bis in den Feinvakuum-Bereich, darunter ist die Wärmeleitung über das Restgas zu gering, um sie noch bemessen zu können.
Eine weitere Messmethode beruht darauf, durch beschleunigte Elektronen (diese werden aus einer Heizwendel emittiert und dann von einer Spannung beschleunigt) die restlichen Gasmoleküle zu ionisieren und diese dann mit einer geladenen Elektrode zu sammeln, wo sie als Strom festgestellt werden können. Dieses Messprinzip wird Glühkathoden-Ionisations-Vakuummeter genannt und ist prinzipiell bis ins Ultra-Hochvakuum anwendbar. Allerdings ist für den Effekt ein Mindest-Vakuum notwendig, das im Feinvakuum-Bereich liegt.
Ich habe bei einer Auktion zum Spottpreis drei Pirani-Sensoren von Leybold ersteigert. Im Set enthalten waren zwei TR211 und eine TTR211 S. Dabei verwenden beide Sensortypen die gleiche Röhre, allerdings enthält die TR211 lediglich ein paar Passiv-Komponenten zum Abgleich der Röhre, während die TTR211 S eine komplette Auswerteelektronik beinhaltet, die ein direkt verwendbares Spannungssignal erzeugt. Die Röhre ist für einen Messbereich von 1000 bis 1x10-4 mbar geeignet, den der TTR211 S auch abdeckt. Ich habe die Sensoren mal zerlegt und auf die Sensor-Teardown-Seite gestellt.
Der IMR265 von Pfeiffer Vacuum ist ein Kombinationsgerät aus Pirani- und Ionisations-Prinzip. Beide sind in einer Messröhre umgesetzt und das Gerät schaltet selbstständig von einer zur anderen Methode um. Dabei kalibriert es auch automatisch die beiden Sensoren gegeneinander. Der Pirani-Teil deckt den Bereich von 1000 bis 1x10-2 mbar ab; die Heisskathode misst zwischen 1 und 2x10-6 mbar. Der Sensor ist daher ideal für den angestrebten Messbereich geeignet. Die Elektronik wandelt die Messergebnisse in ein 0-10 V Signal um, das dann in einen logarithmischen Druckwert umgerechnet werden kann. Mit bestimmten Spannungswerten kann der Sensor auch Fehler in einer der Messprinzipien signalisieren.
Ich habe diesen Sensor vergleichsweise günstig (Neupreis ist >1000€!) auf ebay gebraucht aus einem Anlagenrückbau erworben. Für Interessierte gibt es hier einen kleinen Teardown der Sensorelektronik. Einziges Problem war nun eine passende Auswerteelektronik. Ein Blick auf ebay offenbart: hier kann man viel Geld los werden.
An die Auswerte-Elektronik habe ich folgende Forderungen gestellt:
Für die Umsetzung habe ich entschieden:
Am Netzteil habe ich gespart. Zugegeben, das ist vermutlich ein Fehler. Aber ich habe beschlossen, dem auf anderem Wege Abhilfe zu schaffen: mit dem Supply-Kondom. Eine kleine Platine, die Bauteile vor minderwertiger Versorgung schützt. Der Gedanke hinter der Entwicklung war auch, dass man das Board je nach Bedarf anders bestücken und so verschiedenste Versorgungsspannungen abdecken kann.
Features des Supply-Kondoms:
Die simple, kleine Platine war schnell bestückt und funktioniert tadellos.
Das Gehäuse war schnell in SketchUp designt und gedruckt, auch wenn mein Drucker Probleme mit den großen Flächen hatte und ich an den Ecken das verhasste Warping hinnehmen musste.
Für die Erzeugung der 5 V habe ich einem DCDC-Block von Traco ein paar Tantalkondensatoren beschert und auf Lochraster gelötet. Der IMR265 hat einen Pin zur Erkennung, ob er überhaupt angeschlossen ist (einfach ein Widerstand gegen Masse, dessen Präsenz man messen kann). Hierfür habe ich auf Lochraster noch eine kleine Platine gemacht, um diesen Pin in einen Messteiler zu integrieren und ihn mit Ramian2 auszuwerten. Nachdem ich alles verkabelt hatte und in die passenden Fächer des Gehäuses gebracht habe, sieht die fertige Box, aktuell nur für den IMR265 ausgelegt, so aus:
Ziemlich hässlich und notdürftig habe ich den Deckel noch mit dem Etikettiergerät beschriftet. So kann man das Ding zwar fast nicht vorzeigen, aber für meine Zwecke reicht es.
Die Entwicklung der Firmware für Arduino und Ramian war dank bestehender Librarys in kürzester Zeit gemacht. Das Design der Oberfläche ist relativ spartanisch, reicht aber für den Testbetrieb. Die finale Auswertung und Steuerung soll eh über einen PC geschehen. Das Display zeigt den Druck in wissenschaftlicher Schreibweise an und meldet den Status des IMR265 (Pirani aktiv, Heißkathode aktiv, Fehler einer der Sensoren etc.). Mit einem Touch-Button kann man zwischen verschiedenen Einheiten wechseln.
Nach einigen Tests kann ich sagen: alle 4 Messröhren sind einsatzfähig und messen zuverlässig und reproduzierbar den Druck in ihrem Messbereich. Aktuell benötige ich nur die IMR265, werde die Auswertebox aber bei nächster Gelegenheit für den TTR211 S erweitern.